BDSM. Ein Thema, welches so facettenreich wie das bunte Leben ist. Von zart über hart bis hin zu ganz hart. Wird eine der bekannten Pornoseiten aufgerufen, und die Suchfunktion benutzt, so wird eine Menge zum Thema BDSM dargeboten. Da spielt es auch keine Rolle welche Seite dazu aufgerufen wird, sie zeigen und zeichnen fast alle ein völlig verfremdetes Bild von BDSM. Da wird gefistet mit Dildos, welche größer als Elefantenrüssel sind, da wird mit Peitschen geschlagen bis das Blut fließt und allerlei anderes brutales Vorgehen wird ebenfalls gezeigt. In HD und nah dran. Es würde diese Filme nicht geben, wenn sich nicht auch ein Publikum dafür interessieren würde. Doch mit meinem BDSM hat das nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun. Und ganz im Ernst, ich möchte nicht bezweifeln, dass es in manchen BDSM-Beziehungen so wie beschrieben läuft, jedoch kann ich mit Gewissheit sagen, dass dies die Ausnahmen sind. In einigen Gesprächen mit Menschen, welche sich für das Thema interessieren, kristallisierte sich heraus, dass es keineswegs extremst hart sein soll, eher gemäßigt was die (Lust-)-Schmerzen angeht, fast schon sinnlich. Der Masochist in mir verlangt nach „ausgewählten“ Schmerzen, die devote Seite in mir ruft nach Unterwerfung, Gehorsam und zu Willen zu sein. Da ich bekennender Switcher bin, ruft die andere Seite ebenfalls nach Unterwerfung, Erfüllung bestimmter Szenarien, Gehorsam und den Willen dazu. Je nachdem welchen Part ich gerade ausfülle. An ein Gespräch erinnere ich mich besonders. Ein Mann schrieb mich an und wir unterhielten uns tagelang, bis er mir zu sagen wagte, dass er auf Füße stehen würde. Vielleicht sogar auf meine. Ich hakte ein wenig nach und es kam heraus, dass er Fußfetischist ist, gerne Männer fesselt und sich an seinen Füßen gütlich tut. Nun, als ebenfalls bekennender Fußfetischist stellt es für mich kein Problem dar. Ich bin gerne gefesselt und wenn ich mich schon in der Lage des Botttoms befinden würde, könnte Top sich eben auch an meinen Füßen erfreuen. Dies alles ergibt sicher noch lange kein Hardcore-BDSM, für ihn bedeutet es viel. Jemanden zu finden MIT dem er seine Fantasie ausleben kann. Gepaart mit Bondage kann das eine erregende Sache sein – für beide Seiten. Ich erzählte ihm von meinen Wünschen und wir kamen auf einen guten Konsens. Mit Sicherheit hat er mir nicht alle seine Fantasien erzählt, vielleicht kommt das ja noch. Die ganzen Gespräche waren und sind ein gutes Fundament für ein reelles Treffen mit ihm und ich glaube, er wäre auch nicht abgeneigt. Was ich anhand dieses Beispieles sagen möchte ist, dass BDSM meistens im Kleinen und im Kopfkino entsteht. Das Kopfkino hat ein wesentlich breiteres Spektrum zu bieten, Fantasien sind dort keine Grenzen gesetzt. Anders sieht es in der Realität aus. Jemanden zu finden, mit dem man über seine Wünsche, Fantasien und Begehren sprechen kann ist für manchen nicht einfach. Selbst in eigentlich gut funktionierenden Beziehungen könnte dies zu einem Bruch führen. Doch, wenn Fantasien und Wünsche zu lange nur im Kopf existieren und nie die Chance auf Realität haben, führt es zu Frust und Unzufriedenheit. Der Herr, der mich ansprach, hat es für meine Begriffe, richtig angefasst. Eine Unterhaltung aus der Wünsche und Erwartungen hervorgehen, Vorlieben und Fantasien ausgesprochen werden. Dabei kann es dazu kommen, dass der eine etwas ausprobieren möchte, was der andere eben noch nicht kennt und umgekehrt. Langsame und behutsame Umgehensweise – da wo es darauf ankommt. In einer Session selber ist es gerade bei Menschen, die gerade BDSM entdecken wollen, (und mit Verlaub auch später noch) ratsam sich in einer ständigen verbalen Kommunikation zu befinden. Nur so kann ausgeschlossen werden, dass in der Hitze des Gefechtes Grenzen überschritten werden, die vorher klar definiert sein sollten. Hier sieht der geneigte Leser, dass das, was ich zu beschreiben versuche, nicht bei Pornhub oder Redtube zu finden ist. Dort werden lediglich Klischees bedient, welche nur allzu kurz Befriedigung verschaffen und keinesfalls die tatsächliche Realität widerspiegelt, nämlich die Achtung voreinander, die Gespräche vor, während und nach einer Session. Das Aftercare, die Zuneigung, das Zwischenmenschliche. Natürlich kann das Anschauen dieser Filme zu neuen Ideen führen, dies möchte ich nicht bestreiten. Aber auch neue Ideen sind dazu da vorher besprochen zu werden. Dies halte ich für unumgänglich und immens wichtig. Damit einer guten Session nichts im Wege steht und auf beiden Seiten ein gutes Gefühl zurückbleibt und Lust auf mehr machen kann. Den „alten Hasen“ im BDSM kann ich da sicher nichts Neues präsentieren, doch für Neugierige und Menschen auf der Suche nach Gehör und Erfüllung mit Sicherheit. Und ich kann für meinen Teil nur darum bitten genau diesen Menschen zu erklären wobei es bei BDSM ankommt, damit diese nicht das falsche Bild aus den gängigen Pornoseiten nehmen müssen, um sich zu informieren.
In diesem Sinne
herzlichst
Freric
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