Tränen

Mein Masochismus, meine Welt, meine Welt, mein Lustschmerz. by @freric1973

Mein Masochismus, meine Welt, meine Welt, mein Lustschmerz. by @freric1973

Ja, ich mag Schmerzen. In bestimmten Situationen und zu nicht definierbaren Zeitpunkten. Wenn ich mir an der niedrigen Kellerdecke mal wieder den Kopf gestoßen habe, sodass ich Sternchen sehe… dann eher nicht, obwohl ich Sterne mag. Was ich sagen möchte ist: Schmerz ist nicht gleich Schmerz. In einer Session brauche ich ihn. Nicht nur, weil er mich sexuell erregt -das kommt noch dazu -, sondern weil ich mit stetig steigendem Schmerz einfach abschalten kann. Mich auf mich konzentrieren kann und den ganzen anderen Kram im Kopf beiseiteschieben darf und vor allem kann. Er erdet mich und lässt mich schwimmen, schweben und dahinfließen.
Natürlich habe ich Vorlieben bei den verschiedenen Arten von Schmerzen. Da schätze ich ungemein Schläge auf die Fußsohlen, gut definiert und sorgsam gezielt. Dabei lege ich immer die Bitte anbei mich vor einer Bastonade ordentlich zu fixieren, da auch ich ungeahnte Kräfte entwickeln kann und vielleicht mich oder Top verletzen könnte. Mal abgesehen von einer ordentlichen Abreibung, die ich erhalte, wenn ich zu sehr herumzappeln würde.
Mein Hintern kann eine Menge ab, mit der Hand für ein klassisches Spanking OTK oder mit einem Paddel. Klar gibt es bei der Auswahl der „Werkzeuge“ wenig Grenzen. Es darf klatschen, ziehen, Spuren hinterlassen. Ich brauche das. Meine Waden, Ober- und Unterschenkel sehnen sich nach einer guten Durchblutung sozusagen. Auch Kratzen auf der Haut, beißen und kneifen ist ausdrücklich erwünscht. Wäscheklammern oder andere Klammern eignen sich nicht nur zum Wäsche aufhängen. Die können, an einer Schnur aufgefädelt,  überall auf dem Körper positioniert werden. Es dauert eine Weile bis ich sie alle spüre. Werden sie dann langsam nacheinander an der Schnur abgezogen ist es für mich wie ein Donnerschlag. Ein bittersüßer Schmerz, in welchem ich zergehen kann.

Nippelklemmen sind ein sehr schönes Mittel um mich zum Gehorsam zu zwingen. Denn auch das ist etwas, was ich sehr mag. Bezwungen werden, gezwungen werden durch Schmerz. Der gesprochene verwendete Imperativ wirkt da sehr unterstützend. Ja, es macht mich an und bringt mich auf Hochtouren. Ein fester Griff im Nacken, an den Handgelenken und Armen, Beinen und Knöchel, die mich in bestimmten Positionen halten gibt dem ganzen eine persönliche Note. Gerte, Peitschen und Flogger sind ein probates Mittel mich in eine Welt zu befördern, die -zumindest zeitweise- nur mir gehört. In der ich ICH sein kann, in welcher ich mich spüren kann. Eine Welt die mir gefällt.

Doch so hart, wie ich im Nehmen zu sein scheine, so sehr brauche ich auch das Aftercare. Jemand, der mich wieder abholt und auch mal eine Träne aus meinen Augen wischt. Denn, ja es sind Schmerzen und die tun weh. Gewollt zwar, jedoch schmerzhaft. Und hier dürfen auch Tränen fließen. Das ist ok für mich. Doch es muss auch jemand da sein, der mich wieder in die Realität bringt. Und mich, verletzlich wie ich bin, in den Arm nimmt und festhält.

Nun, dies ist mein kleiner Seelenausritt. Ich kenne die andere Seite auch. Doch davon ein anderes Mal.

In diesem Sinne

Gruß

Freric

Views: 192

Posted by lovefeet1973 in BDSM, 0 comments

Ohrfeigen – ein heikles Thema

Ich habe vergangene Woche eine Umfrage auf Twitter erstellt. Thema: Ohrfeigen im BDSM-Kontext. Bekommen und geben, ja/nein und um Replies gebeten. Es war ein bemerkenswert hohe Teilnehmerzahl, was mich sehr gefreut hat. Nichts desto trotz gab es in den Antworten, um die ich sehr dankbar bin, natürlich die verschiedensten Ansichten. Von „absolutes No go“ bis „Ich bekomme gerne“, „ich gebe gerne“, über „ich weiß nicht recht“ und so weiter. Ich für meinen Teil akzeptiere natürlich alle Meinungen dazu, egal wie ich persönlich zu diesem Thema stehe.

Doch wie ist eine oder mehrere Ohrfeigen psychologisch zu verstehen? Zunächst einleitend etwas interessantes aus der Welt des Films:

Der Gangster Archie erklärt es seinen Jungs in Guy Ritchies Gangsterfilm RocknRolla am besten: „Wenn du so eine Ohrfeige beherrschst, werden sich deine Kunden nicht mehr zurückhalten wollen“, wobei er mit „Kunden“ eher „Opfer“ meint. „Sie werden sprudeln wie eine Quelle voll der Worte. Es bedarf keiner großen Gewalt, nein, nein. Sie glauben sich in ihre Kindheit zurückversetzt.

Kurz gesagt: Man macht die anderen klein und sich selbst groß. (Quelle: Die Zeit online)

Das ist natürlich schon ein Aspekt zur Erklärung. ich kann mich erinnern, dass auch ich -wie viele andere auch – als Kind die eine oder andere Ohrfeige erhalten habe, natürlich von den Eltern oder auch vom Opa. Ich, ziemlich klein und der Schlagende sowieso schon von großer Statur. Also von oben nach unten. Da war das Machtgefälle ohnehin schon vorhanden und wurde durch die Schelle eben noch verstärkt, die Respekt- oder Strafschelle.

Zur Geschichte der Ohrfeige:

Wangenstreich, Backpfeife, Watschn, Maulschelle, Oahrklatsch, Fotzn: Der Volksmund hat sich viele Synonyme einfallen lassen für jenen Akt der öffentlichen Ehrabschneidung, Das Wort „Ohrfeige“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen, die „-feige“ leitet sich entweder vom „fegen“ oder tatsächlich von der Frucht gleichen Namens ab: als Synonym für eine Schwellung. Noch im heutigen Sprachgebrauch gilt die Ohrfeige als Inbegriff der Demütigung: Wer auch immer hierzulande schwere Fußballniederlagen kassiert, mit Büchern oder Filmen scheitert, Wahlen verliert, gegen seinen Willen aus öffentlichen Ämtern ausscheiden oder Insolvenz anmelden muss, dem wird schnell bescheinigt, er habe eine Ohrfeige kassiert, in der Regel eine schallende. Die Metapher wurzelt tief in der Geschichte des bürgerlichen Duells und seiner im Lauf des 18. und 19. Jahrhunderts immer feiner ausgearbeiteten Regeln. Die Ohrfeige, gern ausgeführt mit dem ins Gesicht geschlagenen Fehdehandschuh, war die unausweichlichste aller Aufforderungen, sich bewaffnet dem Gegner zu stellen. Wer eine solche Kränkung der eigenen Ehre ungesühnt akzeptierte, schloss sich selbst aus dem Kreis ehrbarer Menschen aus. „Wenn ein Gegner sich nicht duellbereit zeigte oder die Satisfaktionsfähigkeit bestritt“, schreibt der Historiker Winfried Speitkamp in seinem Buch „Ohrfeige, Duell und Ehrenmord“ (Reclam, 24,95 Euro), „reichten ein paar Ohrfeigen aus, um das Erwünschte zu erzielen. Denn die Ohrfeige galt als tiefste Demütigung. Sie traf das Gesicht, ließ den Gegner für einen Moment schutz- und ehrlos, stellte ihn vor der Öffentlichkeit bloß. Ob die Ohrfeige im Vorfeld eines Duells aus emotionaler Erregung oder aus kaltem Kalkül verabreicht war, spielte keine Rolle. Beides war möglich und führte zum selben Resultat.“ (Quelle: Welt online)

Hier geht es um einen weiteren Aspekt: Ehre und Ehrverletzung, sowie deren „Wiedergutmachung“. Gut, heute zieht man vor Gericht und dort sollte Wiedergutmachung beurteilt werden. Dass das höchst unterschiedlich teuer werden kann zeigt die Strafe z, B. von Dirk Nowitzki, als er 2008 eine Summe von  164 344 US Dollar zahlen musste, als er seinen Kontrahenten Matt Harping eine geknallt hat. Ehre ist also nicht gleich Ehre und wird unterschiedlich bewertet. Nun denn.

Jetzt noch etwas interessantes aus der Geschichte der Psychologen, Lehrer usw.

Kinder waren nicht nur Zöglinge, sondern auch Züchtlinge. Auf den guten Ruf des Schweizer Reformpädagogen Johann Heinrich Pestalozzi legt sich ein Schatten, wenn man seine Ausführungen zu Ohrfeigen liest: „Keine meiner Strafen“, schrieb er, „erregte Starrsinn; ach sie freuten sich, wenn ich ihnen einen Augenblick darauf die Hand bot, und sie wieder küsste. Wonnevoll zeigten sie mir, dass sie zufrieden und über meine Ohrfeigen froh waren.“ Wie unversehens hier eine Handgreiflichkeit in den Ausdruck geradezu liebevoller Zuwendung umgedeutet wurde, das berührt heute noch eigentümlich.

Noch seltsamer berührt, wie lange die körperliche Bestrafung als pädagogisch legitimes Mittel salonfähig blieb. Eine kleine Ohrfeige zur rechten Zeit, so dachte man, das könne schon hilfreich sein – lehrte nicht der Volksmund auch: „Kleine Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen“? So gehörte sie auch in jedem Klassenzimmer zu den erzieherischen Instrumenten – wie etwa Erich Kästner leidvoll erfahren musste. Dessen Lehrer Lehmann „gab uns Ohrfeigen“, schreibt Kästner, „dass die Backen schwollen.“ Und das war beileibe noch nicht alles. „Wer an der Wandtafel nicht weiter wusste“, schrieb Kästner, „dem schlug er auf die Waden und Kniekehlen, und wer sich dann umdrehte, war noch übler dran. Manchmal spaltete sich der Rohrstock der Länge nach. Manchmal zersprang er in der Quere. Die Stücke pfiffen durch die Luft und um unsere Köpfe. Dann setzte es bis zur Pause Backpfeifen.“

Kästner war Jahrgang 1899, doch geprügelt wurde auch später noch. So rechtfertigte die Kinderpsychologin Waltraut Kunkel noch zu Beginn der 60er-Jahre die Ohrfeige als „unmittelbaren Affektausbruch“, mit dessen Hilfe das Kind „aufgrund seiner Verbundenheit mit der Mutter einen Gefühlskontakt“ erlebe, der ihm helfe, „die Ohrfeige, sofern sie sachlich begründet ist, als richtig zu empfinden“. Eine Haltung, die heute gottlob überhaupt nicht mehr gesellschaftsfähig ist.
(Quelle: Welt online)
Gott sei Dank ist das Thema offiziell beendet. Man darf trotzdem nie vergessen, dass auch heute noch Kinder, Frauen und (ja, das gibt es auch!!!) Männer hinter verschlossener Tür nicht nur geohrfeigt werden!!! Und es gibt immer noch Länder auf diesem Planeten, da ist das Schlagen immer noch erlaubt und erwünscht.
Nach dieser kleinen Exkursion wenden wir uns dem Thema Ohrfeigen und BDSM zu.
Macht, Devotion, Sadismus, Masochismus, Dominierung, Unterwerfung, Stolz, Wut, Lustschmerz, Hingabe, Dopamin, Adrenalin, Noadrenalin, Situationen u.v.m, sind Begriffe, die dem geneigten BDSM-ler sicher geläufig sind und gerade bei dem Thema Ohrfeigen eine  große Rolle spielen. Ohrfeigen im Eifer des Gefechtes können ihren Reiz haben, nicht jeder aber kann diese akzeptieren und zählen sie zu den Tabu´s, die ohnehin eingehalten werden müssen. Wir sprechen ja über Consensual. Es kann verschiedene Gründe geben warum ein Part Ohrfeigen ablehnt, sei es aus Angst vor der Wirkung, die sie entfalten könnten, oder aus sehr intensiv schlechten Erfahrungen in der Kinder- oder Jugendzeit, aus Sorge den jeweilig anderen zu verletzen oder eben aus anderen traumatischen Lebensereignissen. Es gibt so vielerlei Gründe.
Und dann gibt es auf der „Bottomseite“ diejenigen, die richtig darauf stehen. Das Machtgefälle spüren wollen, trotzdem stolz bleiben zu können, es aushalten wollen und das Gesicht weiter hin halten.  Damit sei nicht gesagt, dass es nicht auch zu Tränen kommen kann. Da ist selbstverständlich Aftercare inbesonders gefragt und geboten, sowie auch das Gespräch. Denn eine Ehrverletzung im psychologischen Sinne ist es allemal. Das steckt im Menschen drin. Und genau dieses beschämende Gefühl ist es vielleicht, das die einen kickt und die anderen eher davor zurückschrecken, aus einem Selbstschutz heraus, um das Gesicht nicht zu verlieren.
Bei einigen ist bekannt, dass sie sich im Subspace wiederfanden, bei anderen gab es einen Zusammenbruch. Die Menschen sind so verschieden, wie es Facetten der Farben gibt. Masochistisch sollte man ohnehin veranlagt sein um den Schmerz in Lustschmerz umwandeln zu können. Zumindest wäre das von Vorteil. Die Variante Ohrfeigen als Strafe gibt es natürlich auch, ist dann aber vom Lustschmerz wahrscheinlich etwas entfernt. Egal jedoch, welcher Art die Ohrfeigen empfangen werden, lösen sie einen Botenstoffschwall aus, der die jeweiligen Rezeptoren bedient und entscheiden lässt wie man darauf reagiert. Das ist allerdings ein biochemischer Prozess, den eher Neurologen erklären können.
Auf der „Topseite“ sei erwähnt, dass beim Ohrfeigen geben mit allergrößten Vorsicht vorgegangen werden muss. Jeder, der das praktiziert wird mir hier wohl kaum widersprechen wollen. Gerade bei Neulingen sei erwähnt, dass Ringe an den Fingern schwere Verletzungen hervorrufen können. Ebenso bedarf es vorher einiges an Übung und zwar nicht am lebenden Objekt!!! (Stichwort Ohren!!!) Einfühlungsvermögen und gute Beobachtungsgabe ist hier gefragt. Wer Bottom nicht beobachtet (gilt natürlich nicht nur für Ohrfeigen) und sein Verhalten, Mimik, Körpersprache nicht zu deuten weiß, sollte sich ohnehin vielleicht erst einmal damit befassen, bevor es an das sehr sensible Thema Ohrfeigen geht. Denn auch hier gilt, dass es einige Sub´s/Bottom´s gibt, die sich um ihres DOM´s/Top´s Willen, mehr zutrauen, als sie vertragen können. Manchmal ist weniger eben mehr.
Nun, wie stehe ich zu der ganzen Sache? Der aufmerksame Leser weiß, dass ich Switcher bin und insofern habe ich mich dem Thema Ohrfeigen schon früher gewidmet, sozusagen. Ich stand mit nacktem Oberkörper an einer Wand, die Hände wurden auf dem Rücken fixiert. Mein Gegenüber war ein Mann. Ich muss gestehen, er war sehr dominant und ich ein wenig eingeschüchtert. Er fasste mein Gesicht mit der einen Hand, fixierte es und strich mit der anderen Hand über die Wangen und fing mit sehr leichten Schlägen an. Dabei sprach er die ganze Zeit mit mir. Mal dirty, mal sanft, lobte mich. Die Schläge wurden fester, sein Griff wanderte in meinen Schritt, ich hielt still. Irgendwann sollte ich mich hinknien und es ging weiter. ich blickte nach oben, er herab und fuhr fort. ich fühlte Wut, riss an meinen Fesseln und Tränen standen in meinen Augen. Wuttränen. Ich blitzte ihn an. Aber noch war das Safewort nicht gesprochen. Er fuhr fort, mal mehr ein Streicheln, dann wieder forsch. Es machte mich an. Vor allem da er mich auch an anderen Körperstellen triggerte. Meine Wangen glühten und er hörte nach einem Zeichen von mir auf. Mir hat an der ganzen Sache gefallen, dass er die ganze Zeit gesprochen hat und mir ins Gesicht schaute und ich seinem Blick standhielt. Danach flossen mir die Tränen aus dem Gesicht, diesmal keine Wuttränen, ich kann es nicht beschreiben… Erleichterung? Trosttränen? Biochemie? Zumindest war es eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte und für die ich dankbar bin.
Manch einer könnte jetzt denken, der weiß wovon er redet, der ist bestimmt gut im Ohrfeigen geben. Weit gefehlt. Erstens habe ich null Erfahrung darin und zweitens ist jeder Bottom/Sub so verschieden im Wesen, im Aushalten, im Nehmen, in Allem eigentlich, dass man nie von Gewohnheit sprechen könnte, zumindest was mich angeht.
Das ist das was mir zu diesem Thema eingefallen ist.
Wenn Ihr es gern gelesen habt, teilt diesen Beitrag doch in Eurer BDSM-Bubble auf Twitter. Ich würde mich sehr freuen!
Foto von Vusal Ibadzade

Views: 554

Posted by lovefeet1973 in BDSM, 0 comments