Wie der ein oder andere mittlerweile mitbekommen hat, arbeite ich ausschließlich nachts. Da ich im Zeitungsdruck einer überregionalen Tageszeitung arbeite, ist dies auch kaum verwunderlich. Somit kann ich von mir behaupten, dass ich den Tag in der Regel verschlafe. Neben dem Essen und dasDrumherum, wie kochen oder einkaufen. auch das Rasenmähen blüht mir jetzt wieder regelmäßig. Und doch lese ich die Zeitung, sehe mir, soweit es geht, das Leben um mich herum an, schaue Nachrichten. Ihr seht also, ich bemühe mich um Aktualität und verschlafe die Zeit mit dem Coronavirus nicht, obwohl ein Dornröschenschlaf vielleicht helfen könnte. Vielleicht wacht man dann auf und die Welt wäre resettet. Ein schöner Gedanke, wie ich finde. Denn auch mir macht das Virus ganz schön Angst und ich versuche schon mich davon abzulenken, in welcher Art auch immer. Nur eines darf ich nicht. Mit dem Alkohol wieder anzufangen wäre für mich mein eigenes Todesurteil, selbst verkündet und sogleich vollstreckt. Also lass ich die Finger davon und hoffe, dass der Virus mich nicht hinrafft.
Aber davon mal ab. Wenn ich lese und höre, dass sich katholische Gemeinden darüber echauffieren, dass sie ihren Ritus in Gemeinschaft nicht ausüben dürfen und Gerichte damit beschäftigen… Da kommt mir die kalte Kotze hoch. Wenn ich heute in der Zeitung lesen muss, dass sich muslimische Mitbürger zum Freitagsgebet treffen, als hätten sie noch gar nichts von Corona gehört, bleibt mir vor Erstaunen der Mund recht weit offen stehen. Wenn ich lese, dass sich nicht angekündigte Demonstranten am Brandenburger Tor treffen um gegen die Abstands- und Versammlungsverordnungen zu demonstrieren… halte ich Buß- und Ordnungsgelder von mehreren tausend Euro für gerechtfertigt. Damit könnte man Beatmungsgeräte beschaffen – und zwar für diejenigen, die sie mit so einem Mist angesteckt haben.
Auch bin ich der Meinung, dass wir es, mit einem dreiwöchigen Kontaktverbot mit allem Drum und Dran, so wie wir es jetzt leben MÜSSEN, noch lange nicht geschafft haben und gehe davon aus, dass wir noch eine ganze Zeit so leben werden. Die Betonung liegt hierbei auf LEBEN.
Ich lerne zur Zeit dankbar zu sein. Für jede Kleinigkeit, über die ich vorher nie nachgedacht habe sondern für selbstverständlich hielt. Hoffentlich hält dieses Bewusstsein auch an, wenn das Virus längst an Schrecken, Angst und Sorgen verloren hat.
Was mir in den Sozialen Medien aufgefallen ist: Immer wieder kommen Kommentare wie: „Ihr Deutschen, stellt Euch nicht so an, in den USA gibt es viel mehr Opfer… und in Italien… und in Spanien…Euch geht es gut. Ihr jammert auf hohem Niveau!!!“
Ja, stimmt. Zumindest zum Teil. Solange es Menschen gibt, die sich in Deutschland über Verbote, Gesetze und Verordnungen hinwegsetzen, SCHEINT es uns noch gut zu gehen. Aber mal Hand auf´s Herz, das gibt es nicht nur in Deutschland. Auch in old good Germany gibt es Tote, Hinterbliebene, Waisen, kranke Menschen. Und auch bei uns wird es bald niemanden mehr geben, der nicht jemanden kennt, der daran verstorben ist. Wollt Ihr „Stellt Euch nicht so an“-Sager denn das nicht sehen? Oder geht es Euch nur um Zahlen, Daten und Fakten? Nach dem Motto: Uns geht es zahlenmäßig viel schlechter als Euch? Wollt Ihr Euch aufgrund dieser Zahlen irgendetwas erkaufen? Oder steckt da etwas anderes dahinter? Neid und Missgunst? Der Präsident der USA ist für mich ein narzistischer, kranker Choleriker, der viel zu spät gehandelt hat. Das gilt für andere Politiker genauso. Und ich werde trotzdem nicht mit dem Finger auf die USA zeigen und verkünden, dass es besser die USA so hart getroffen hat als uns. Denn auch da leben Menschen wie Du und ich. Menschen, die gerade arbeitslos geworden sind, Menschen, die auf den Fluren der überfüllten Krankenhäuser und auf den Straßen nach Luft ringen und den Kampf -gerade jetzt im diesem Augenblick- verlieren und alleine sterben. Und auch hierzulande gibt es mit Sicherheit Menschen die just in diesem Moment ihren letzten verzweifelten Atemzug machen. Und auch hier gibt es Verzweifelte, die sich vor lauter Angst das Leben nehmen, bevor das Virus zuschlägt. Auch hier gibt es einsame Menschen, die ihren Lebensmut verlieren. Aber auch hier gibt es Menschen, die um das Leben der anderen kämpfen – bis zur Erschöpfung. Auch hier gibt es Menschen, die sich um andere kümmern, um alte, kranke und bedürftige Menschen. Auch hier machen sich Eltern Sorgen um ihre Kinder. Und dies vollkommen zu Recht.
Mir braucht keiner zu kommen mit:“Stell Dich nicht so an, Du Waschlappen!“ Sollte doch einer auf diese Art und Weise kommen, werde ich ihm oder ihr schon etwas darauf erwidern – allerdings nicht so höflich wie es ansonsten mein Stil ist. Also, verpisst Euch, ihr „Euch geht´s ja gut“-Sager.Wenn ich zum Abschied zu jemanden sage:“Bitte bleiben Sie gesund!“, dann meine ich es so und nehme es nicht als Floskel. Nein, ich wünsche es jedem Menschen auf diesem Planeten.
In diesem Sinne
Bitte bleibt gesund.
Freric
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